top of page

Traditionen & Rituale

Für den folgenden Artikel ist der Autor dieser Publikation verantwortlich.

Auszug aus https://www.indonesia.travel/de/de/home.html

 

Der Vielvölkerstaat Indonesien ist in der ganzen Welt bekannt für seinen kulturellen Reichtum und faszinierende jahrhundertealte Traditionen – Traditionen, die einzigartig sind und bis heute den ethnischen Gruppen als Symbol ihrer Identität dienen. Die jeweiligen Bräuche und Rituale halten alte Weisheiten und Werte lebendig und geben sie an die nächste Generation weiter. Hier zeigen wir Ihnen 5 einzigartige Traditionen und Rituale, die Sie bei einem Besuch in Indonesien erleben können.

1. Fahombo, Nord-Sumatra

Fahombo, besser bekannt als „Steinsprung“ oder auf Indonesisch „lompat batu“, ist ein traditionelles sportliches Ritual auf der Insel Nias. Ursprünglich handelte es sich bei ihm um einen Übergangsritus für junge Männer auf Nias, später wurde es zu einer weltweit bekannten Touristenattraktion. Im Verlauf des Ritus muss der Nias-Jugendliche über eine 2 Meter hohe Steinhürde springen.

Jungen in Süd-Nias üben das Springen von Kindesbeinen an. Das ist auch durch die Landschaft von Nias bedingt mit ihren vielen Felsen und Bergen. Auf dem Weg ins Erwachsensein müssen sie daher die Fahombo-Prüfung bestehen, wenn sie sich für die Aufnahme in die Gruppe der Krieger qualifizieren wollen.

2. Tedak Siten, Java

Tedak Siten ist ein jahrhundertealtes javanisches Ritual für Babys im Alter von etwa 7 bis 8 Monaten. Es ist auch bekannt als das Ritual des „Auf die Erde Hinabsteigen“, denn das javanische Wort tedak bedeutet Hinabsteigen, siten bedeutet Erde.

Die Zeremonie setzt sich aus einer Abfolge von mehreren Ritualen zusammen, die alle helfen sollen, dem Baby den Entwicklungs­schritt zum Kleinkind und dann zu seinem weiteren Leben zu ebnen. Die Zeremonie beginnt morgens mit einer Präsentation des traditionellen Snacks „jadah“ oder „tetel“ in sieben verschiedenen Farben. Diese so genannten „jadah“ oder „tetel“ sind aus Klebreis mit geraspelter Kokosnuss zubereitet und werden dann rot, weiß, schwarz, gelb, blau, orange und violett gefärbt.

Die „jadah“ bzw. „tetel“ symbolisieren das Leben des Kindes, während die Farben für den Weg, den das Baby einschlagen muss, stehen. Die Farben beginnen mit Schwarz und enden mit Weiß – entsprechend der Hoffnung der Eltern, dass egal welche Schwierigkeiten das Kind in der Zukunft erwarten, es immer einen Weg geben möge, der durch die Dunkelheit ans Licht führt.

Danach folgt das Ritual des Leitersteigens, wobei die Leiterstufen aus Zuckerrohr mit buntem Papier dekoriert sind. Dieses Ritual symbolisiert die Hoffnung der Eltern, dass das Baby in seinem Charakter Arjuna, dem edlen Helden aus dem Mahabharata-Epos, an Verantwortungsbewusstsein und Stärke ähneln möge.  

Im Anschluss wird das Baby in einen ebenso mit buntem Papier geschmückten Hühnerkäfig gesetzt. Dem Baby werden nun verschiedene Dinge wie Schreibwaren, Bücher und Spiegel gezeigt. Es muss eines dieser Dinge auswählen. Das, wofür sich das Baby entscheidet, gilt als Symbol für den späteren Beruf, Hobbies und Interessen des Kindes.

Der Brauch endet mit einem rituellen Bad des Babys in Blütenwasser. Damit verbunden ist die Hoffnung, das Kind möge ein gesundes und erfolgreiches Leben haben und immer freundlich zu seinen Mitmenschen sein.

3. Metatah, Bali

Ein wichtiger Übergangsritus für hinduistisch-balinesische Jugendliche ist das religiöse Ritual Metatah, die Zahnfeilung. Bei Metatah werden die Zähne um ungefähr 2 Millimeter begradigt – aber das hört sich schlimmer an als es in Wirklichkeit ist! Das abgefeilte Zahnmaterial wird dann auf ein gelblich-braunes Tuch zusammen mit Opfergaben gelegt und es folgen ihm geltende Gebete.

Nach der Zahnfeilung müssen die Teilnehmer sechs verschiedene Geschmacksrichtungen identifizieren: bitter, sauer, scharf, adstringent, salzig und süß. Bitter und sauer symbolisieren Widerstandskraft in Notlagen. Schärfe symboli­siert Geduld bei Gefühlen von Wut. Adstringen­ter Geschmack steht für treues Befolgen von traditionellen Normen. Salzig symbolisiert Weis­heit, Süße hingegen Zufriedenheit und Glück.

Die traditionelle Metatah-Zeremonie erfordert zu ihrer rituell korrekten Durchführung erhebliche Mengen an Geld. Daher verschieben viele Balinesen die Zahnfeilung auf später. Eine Lösung ist metatah masal, Massen-Zahnfeilung.

4. Peresean, West-Nusa Tenggara

In der fernen Vergangenheit, zu Zeiten des Königreiches Mataram, mussten junge Männer der auf Lombok lebenden Sasak am Peresean-Ritual teilnehmen, um in die Gruppe der Krieger aufgenommen zu werden. Peresean oder Perisean ist ein Kampf zwischen zwei Männern, die nur mit einem Rattanstock (penjalin) und einem Schild aus dicker und harter Büffelhaut (ende) bewaffnet sind.

Ab dem 13. Jahrhundert galt Peresean dann zunehmend als traditionelles Ritual zum Regenmachen. Seitdem ist es üblich, es im siebten Monat des Sasak-Kalenders durch­zuführen. In jüngerer Zeit entwickelte sich Peresean zu einem Publikumsmagnet, der Reisende aus der ganzen Welt anzieht. Heute fördert die lokale Regierung auf Lombok dieses faszinierende jahrhundertealte Spektakel, so im Rahmen des beliebten, jährlich statt­finden­den Bau Nyale Festival.

 

5. Rambu Solo’, Süd-Sulawesi

Rambu Solo’ ist das eindrucksvolle traditionelle Trauerritual der Toraja in Süd-Sulawesi, bei dem die Familie dem Verstorbenen zu Ehren eine Abfolge opulenter Abschiedszeremonien ausrichtet. Die Trauerfeierlichkeiten binden die gesamte Gemeinschaft mit ein, die trauernde Familie muss ihrem sozialen Status entsprechend Schweine und Büffel schlachten und an die Bewohner der Umgebung verteilen lassen.

Der rituelle Ma'badong-Tanz ist ebenso ein wichtiger Bestandteil der Rambu Solo’-Zeremonie. Dieser traditionelle Tanz der Toraja darf nur im Rahmen von Trauerritualen aufgeführt werden. Die Tänzer bilden einen großen Kreis und halten sich bei den Händen, während sie den alten Klagegesang an­stimmen. Die Tanzbewegungen symbolisieren die traditionellen Werte der Gemeinschaft: Solidarität und gegenseitige Hilfe. Rambu Solo’ ist ein zentrales, sich über mehrere Tage ziehendes Ritual der Toraja, das allerdings eine hohe finanzielle Belastung darstellt. Daher können nach dem Tod eines Menschen oft Monate oder gar Jahre verstreichen, bevor die Zeremonien durchgeführt werden. Dem Glauben der Toraja folgend soll der Reichtum des Verstorbenen in das soziale Leben der Gemeinschaft zurückgeführt werden, so dass die vom Verstorbenen hinterlassenen Kinder nicht auf das Erbe angewiesen sind.

bottom of page