Reise nach Indonesien – 2011
Sehr geehrte Paten, Spender und Sponsoren, liebe Freunde,
nun sind bereits einige Tage vergangen, seitdem ich zurück von meiner Reise nach Indonesien bin und ich hatte und brauchte auch die Zeit, um meine Eindrücke und Erlebnisse zu sortieren und zu verarbeiten. Hier einige Auszüge aus meinem Reisebericht.
„…Um 15:15 Uhr setzt der Airbus zur Landung auf und ich habe wieder indonesischen Boden unter den Füßen. „Welcome home“….so werde ich auch begrüßt. Es ist wunderschön, alle wieder zu treffen…“
„…Noch ein paar Kilometer und ich erreiche die von unserem Verein betreute Schule „SDN 1 Binangun“. Ich habe noch nicht mal richtig geparkt, da kommt auch schon der erste Lehrer auf mich zu und heißt mich willkommen. Auch als ich das Lehrerzimmer betrete schallt mir ein herzliches „Hello“ entgegen. Es ist toll, alle wieder zu sehen. Es sind alles vertraute Menschen und wir freuen uns gegenseitig, uns wiederzusehen. Mr. Joko, der Schulleiter von Binangun, strahlt über beide Ohren. Er ist ein toller Mensch und er ist das Herzstück der Schule. Wir arbeiten seit Jahren wunderbar zusammen und wir als Kinderhilfe Indonesien e.V. werden auch weiterhin an der Seite dieser Schule stehen. Es ist Mittagszeit und die Jungen und Mädchen, die hier die erste bis sechste Klasse der Schule besuchen, haben Unterrichtsschluß. Viele erkenne ich sofort wieder, sogar die Namen fallen mir ein. Einige davon sind in unserem Patenschaftsprojekt und hoffentlich können wir in Zukunft noch weiteren Kindern helfen. Die Kleinen verabschieden sich ganz brav und förmlich, indem sie die Hand der Lehrerin nehmen und an ihre Stirn oder Wange führen. Auch bei mir wird diese Art der Höflichkeit zelebriert und es macht den Kindern auch anscheinend Spaß eine hellhäutige Hand zu drücken…“
„…Nun ist es ruhig geworden in der Schule und ich nutze die Zeit und schaue mir den im letzten Jahr errichteten Wassertank an. Dabei treffe ich auch auf einen Nachbarn, der beim Bau mitgeholfen hatte. Von ihm erfahre ich, dass alles einwandfrei funktioniert und ich bin sehr froh, dass wir das Projekt genau vor einem Jahr mit Hilfe und Unterstützung der „Reiner Meutsch Stiftung Fly & Help“ umsetzen konnten. Seitdem hat auch die Schule einen Wasseranschluss und es sind dadurch enorme Verbesserungen eingetreten. Ich denke, wie können mit Stolz sagen, dass unser erstes Wasserprojekt ein Erfolg war. Darauf möchten wir uns natürlich nicht ausruhen…“
„…Es geht in erster Linie um den Neubau einer Toilette und um Renovierungsarbeiten im Zusammenhang mit der alten Toilettenanlage. Mr. Joko wird gebeten einen Bericht auszuarbeiten, der die Baumaßnahmen der Toilette aufzeichnet und dazu die anfallenden Kosten beziffert. Außerdem besichtigen wir die neue Bücherei, wobei jedoch auffällt, dass hier weder Regale, noch Tische und Stühle vorhanden sind. Wir erfahren, dass der Staat nur das Gebäude finanziert hat und weitere Mittel nicht zur Verfügung stehen. An Schulbüchern und Unterrichtsbedarf fehlt es ebenso….“
„…Heute jedoch möchten wir noch zwei Familien aufsuchen, wobei es darum geht, zwei neue Patenkinder in unser Patenschaftsprojekt aufzunehmen. Wir möchten uns die Lebenssituation vor Ort anschauen und mit den Eltern sprechen. Die Lage im Haus der einen Familie übertrifft meine schlimmsten Erwartungen bei Weitem. Die Hütte, als Haus kann man das Gebäude hier wirklich nicht bezeichnen, ist armselig. Nur Vorhänge trennen die einzelnen Bereiche und es gibt keine sanitären Anlagen. Ein klappriger Stuhl, ein kaputter Tisch und eine spärliche Beleuchtung ist alles, was ich hier im „Wohnraum“ vorfinde. Die Familie ist sehr nett und, obwohl sie nicht viel zum Leben haben, bieten sie uns einen Tee an…““
…Gleich darauf geht es nach Binangun. Der Direktor, Mr. Joko Purnomo, empfängt uns und auch alle unsere Patenkinder und deren Eltern sind zugegen. Als Erster hält der Direktor eine Ansprache und auch der „Bildungsminister“ von Banyumas, Mr. Darto, der extra heute gekommen ist, ergreift das Wort und bedankt sich zunächst für die Hilfe und Unterstützung der Kinder und der Schule durch unseren Kinderhilfsverein. Er wendet sich auch an die Eltern, dass sich alle sehr glücklich schätzen können, da ihnen geholfen wird und er bringt zum Ausdruck, dass es oberste Priorität sei, dass die Eltern ihre Kinder fördern und fordern. Auch ich richte einige Sätze, die Kus freundlicherweise übersetzt, an die Schule, die Kinder und deren Eltern. Darin bringe ich zum Ausdruck, dass wir nur alle gemeinsam dazu beitragen können, dass die Kinder eine gute Schulausbildung genießen können. Dazu benötigen wir als Kinderhilfe Indonesien e.V. natürlich auch die Unterstützung aus Elternhaus und Schule. Für die Kinder haben wir einige Patengeschenke mitgebracht, die wir sehr gern an die Kinder weitergeben, die sich darüber natürlich sehr freuen. Die Augen von Alam leuchten ganz stark, als wir ihm einen Fußball, den eine Patin mitgegeben hat, überreichen. Das Glück ist ihm anzusehen. Wie mir die Patin vor meiner Reise sagte, hat er sich seit Langem einen Ball gewünscht, weil er sehr gern Fußball spielt. Der Ball wird natürlich gleich ausprobiert. Alam und seine Klassenkameraden jagen dem weißen Leder nach und Alam ist in seinem Element. So werden Kinderträume wahr…“
„…Mit der Schulleiterin der Schule SDN 1 Kedungwuluh unterhalten wir uns ausführlich über die Situation in der Schule, über unsere Patenkinder und über mögliche Verbesserungen. Es fehlt an Vielem. Doch wir als Verein wissen auch, dass wir nicht überall und alles ermöglichen und schaffen können. Wir können nur unsere Arbeit und unsere Hilfe zielgerichtet und konzentriert einsetzen, obwohl wir sehr gern weitere Möglichkeiten erschließen würden. Und doch ist es schon eine ganze Menge, was wir, als eher kleiner Verein, bewirken und mit Hilfe von zahlreichen Unterstützern ermöglichen. Am heutigen Tag sind auch alle unsere Patenkinder und deren Eltern in der Schule versammelt. Die Schulleiterin erwähnt in ihrer Ansprache die Wichtigkeit des Lernens und das Glück für die Kinder, welche durch eine Patenschaft bei ihrer Schulausbildung unterstützt werden. Sie fügt hinzu, dass es keine Selbstverständ-lichkeit ist und dankt uns und unserem Verein für diese Hilfe. Diesen Dank möchte ich gern an alle unsere Pateneltern weitergeben…“
„…In den jeweiligen Schulen erhalten wir neue Informationen zu den Kindern. Meist ist auch ein Elternteil zugegen. Wir übergeben Patengeschenke und die Augen der Kinder strahlen, wenn sie die Geschenke auspacken. Ein T-Shirt, Stifte, eine Schulmappe, Spielzeug…alles was das Herz eines Kindes höher schlagen läßt. Und diese Kinder hier können diese Gaben wirklich schätzen, weil sie von keiner anderen Seite etwas geschenkt bekommen…“
„…In kleiner Runde sitze ich dann noch mit Kus, Mr. Joko und Mr. Sadam zusammen. Der Direktor und Mr. Sadam, der Vorsitzende des Dorfvorstandes von Binangun, haben ein Proposal, also einen Arbeitsbericht ausgearbeitet über die Baumaßnahme der Toilettenanlage. Bereits im letzten Jahr hatte ich mir die sanitären Anlagen angeschaut und war entsetzt über die Zustände. Somit war mein Ziel klar definiert, nach der Errichtung der Wasseranlage im Vorjahr, nunmehr das Projekt „Schultoilette“ anzugehen. Geplant ist, die bisher vorhandenen zwei Toiletten komplett zu sanieren und drei zusätzliche sanitäre Anlagen neu zu errichten. Dazu ist es erforderlich ein neues Gebäude zu errichten, da ein An- bzw. Umbau der jetzigen Toilettenanlage aufgrund des fehlenden Platzangebotes nicht möglich ist. Laut Auskunft von Mr. Sadam, der die Baumaßnahme beaufsichtigen wird, ist mit Kosten i.H.v. etwa 1.600 Euro zu kalkulieren. Eine detaillierte Auflistung des Baubedarfs wird mir ausgehändigt und ich sichere zu, diese mir so wichtige Verbesserung der sanitären Verhältnisse in der Schule, sobald ich wieder zurück in Deutschland bin, mit dem Verein zu besprechen und nach einer Lösung zu suchen und auch zu finden. Auf jeden Fall werden wir uns als Verein Kinderhilfe Indonesien diese Maßnahme zu unserem nächsten Projekt machen und wenn möglich noch in diesem Jahr umsetzen. Wir besprechen auch noch die Weiterführung der Baumaßnahmen bei der Bücherei. Der Staat hat sich zwar bei der Renovierung des alten Gebäudes beteiligt, jedoch fehlt es weiterhin an der Inneneinrichtung und auch der Innenausbau ist noch nicht komplett fertig gestellt. Laut Mr. Sadam sind dafür Mittel i.H.v. etwa 400 Euro erforderlich. Und für Regale, Tische und Stühle wird mit circa 250 Euro gerechnet. Auch hier überzeuge ich mich selbst vom derzeitigen Zustand und muss feststellen, dass das Gebäude, welches von außen schön anzuschauen ist, im Inneren jedoch momentan noch unbenutzbar ist und somit den Kindern und Lehrkräften bis auf weiteres nicht zur Verfügung steht. Und das ist sehr schade, denn man sollte doch alle Kapazitäten und Möglichkeiten, die sich einem bieten, nutzen und zweckmäßig gestalten, so dass alle Schulkinder etwas davon haben. Schließlich können die Kinder nur gut lernen, wenn auch die Rahmenbedingungen stimmen, sie sich in der Schule wohlfühlen und geeignete Lehrmittel und Räumlichkeiten vorhanden sind. Was auch noch auffällt ist, dass die Klassenräume einer dringenden Überholung, in Form von Malerarbeiten, bedürfen. Aber alles nach und nach. Wir sind nur ein kleiner Verein und können nur Schritt für Schritt vorwärts gehen, aber wichtig ist, wie ich finde, dass man vorwärts geht und nicht stehen bleibt…“
Ja, das waren einige Auszüge meiner Aufzeichnungen für den Reisebericht 2011. Wir bleiben am Ball, um den Kindern von Indonesien weiterhin zur Seite zu stehen, ihnen Unterstützung und Hilfe und vor allen Dingen auch Hoffnung zu geben. Vielen lieben Dank für Ihr Interesse und Ihre Unterstützung.
Mike Alsdorf Vorsitzender Kinderhilfe Indonesien e.V.
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