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Weihnachtsbrief 2020

Liebe Freunde unserer Kinderhilfe,


was für ein Jahr! Etwas, was man sich hätte nicht vorstellen können, erst recht nicht wollen, und wozu selbst unsere Phantasie nicht erschöpflich wäre, hat dieses Kalenderjahr gekenn-zeichnet und hinterlässt noch immer seine Spuren. Und diese Spuren sind tief.


Eine unsichere Zeit in der wir leben. Ich bezeichne diese Epoche als eine „unwirkliche“ Zeit.


Für viele Menschen hierzulande, aber auch weltweit, ist es eine beängstigende und anstrengende Zeit.

Aufgrund der noch immer allgegenwärtigen Coronakrise durchleben wir gerade turbulente Zeiten, in der nicht nur unser Alltag komplett auf den Kopf gestellt wird, sondern sich viele Menschen Sorgen um die Gesundheit und die wirtschaftliche Stabilität machen.

Die Ausbreitung des Coronavirus hat uns alle mit unvorstellbarer Wucht, Stärke und Tempo getroffen. Ein Schock ‚von außen‘, ähnlich wie die Finanzkrise 2008. Doch die Coronavirus-Krise trifft uns sehr viel stärker als es vor zwölf Jahren die Finanzkrise tat. Das Virus infiziert aber nicht nur den Einzelnen, sondern genauso unser soziales Leben.


So auch und insbesondere in Indonesien.

Indonesien ist, wie fast alle Länder in diesem Jahr, im Ausnahmezustand. Es durchlebt die dramatischste Epoche seit der Asienkrise 1997/98. Inmitten der Corona-Krise kämpfen Millionen unter und an der Armutsgrenze lebende Menschen mit den wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen der Pandemie.


Indonesien gilt als das am stärksten betroffene Land in Südostasien. Die amtlichen Zahlen sind hoch, die Dunkelziffern weit höher.

Neben dem Reise- und Transportverbot wurden in mehreren Regionen Ausgangs-beschränkungen angeordnet, die bei Nichteinhaltung mit Gefängnisstrafen geahndet werden können.

Etwa zehn Prozent der mehr als 260 Millionen Einwohner Indonesien leben laut offiziellen Angaben unter der mit 1,25 US-Dollar Tageseinkommen definierten Armutsgrenze. Internationale Organisationen schätzen jedoch, dass fast 100 Millionen Indonesier*innen mit weniger als 1,90 US-Dollar am Tag – der internationalen Armutsgrenze – auskommen müssen. Sie sind in diesen Zeiten massiver Einschränkungen des öffentlichen Lebens aufgrund fehlender Einkommensmöglichkeiten existentiell bedroht.


Viele von ihnen verdienen ihr Geld täglich in Wirtschaftssektoren, die besonders stark von den sozialen Beschränkungen betroffen sind, wie etwa der Personentransport oder im Straßenverkauf. Wer Indonesien einmal besucht hat, weiß, wie sehr beispielsweise Motorradtaxis und kleine Garküchen das öffentliche Leben prägen.


Indonesien ist in Bezug auf einen drohenden Zusammenbruch seines Gesundheitssystems wesentlich schlechter aufgestellt als viele andere Länder.

Außerdem stellt etwa der Kauf von Infektionsschutzmasken eine zusätzliche finanzielle Belastung dar und eine intensivmedizinische Behandlung ist für viele Menschen schlichtweg nicht finanzierbar. Die meisten Armen wenden sich im Falle einer Erkrankung an kleine Gesundheitszentren (Puskesmas), in denen sie eine medizinische Versorgung erhalten. In den meisten Fällen können dort allerdings weder Tests durchgeführt noch Menschen intensivmedizinisch betreut werden.


In Indonesien gibt es für den Großteil der Bevölkerung kein soziales Auffangnetz durch den Staat.


Dementsprechend hat zivilgesellschaftliches Engagement im sozialen Bereich eine ganz besondere Bedeutung in Indonesien. Das Land hat seine Krisen der vergangenen Jahrzehnte – seien es Natur- oder wirtschaftlich-soziale Katastrophen – auch deshalb so gut meistern können, weil seine Bevölkerung ein enorm hohes Maß an sozialer Verantwortung auszeichnet.

Im Legatum Prosperity Index des Jahres 2019 belegte Indonesien den fünften Platz im Bereich Sozialkapital und den ersten Platz im Bereich sozialer und zivilgesellschaftlicher Beteiligung. Indonesien hat die höchste Beteiligungsrate an Freiwilligenarbeit weltweit. Im 2018er Charities Aid Foundation (CAF) World Giving Index belegte Indonesien den ersten Platz für regelmäßige Spenden und Freiwilligenarbeit.

Doch aufgrund der ausfallenden Einnahmen ist selbst diese Form der gegenseitigen Unterstützung auf ein Minimum heruntergefahren. In den Ballungsgebieten wurden hier und da Nahrungsmittel und Mundmasken ausgegeben, aber der Großteil der Unterstützung erreicht die Menschen derzeit von religiösen und zivilgesellschaftlichen Organisationen sowie nachbarschaftlichen Initiativen.


Auch wir mit unserer Kinderhilfe haben uns überlegt, wie wir hier zügig und unkompliziert helfen können. Da wir in der Vergangenheit die lokalen Waisenhäuser bereits mit Sachspenden unterstützt haben und somit um die Zustände wissen, lag es nahe, die Waisenkinder zu unterstützen.

Ende April und den ganzen Mai hindurch lieferten wir täglich 50 frisch zubereitete Speisen an zwei Waisenhäuser der Region Purwokerto. Nachdem sich die Lage im weiteren Verlauf des Jahres nicht spürbar änderte, entschlossen wir uns, dieses Projekt, welches wir „Mahlzeiten für Waisenkinder“ nannten, weiter zu führen. Seit September versorgen wir vier Waisenhäuser der Region täglich mit frischen und gesunden Essenslieferungen.


Die Geldmittel für dieses neue Projekt stammen aus dem Verkauf unseres Buches „Indonesien – Abenteuer Kinderhilfe“.

Somit wurde der Bucherlös sinnvoll investiert. Weitere Einnahmen aus dem Verkauf des Buches fließen ebenso in dieses Projekt.


Auf diese Art leisten wir unseren Beitrag zur Unterstützung der lokalen Bevölkerung in der Region Banyumas in Zentral Java. Und wie wir aus zahlreichen Rückmeldungen wissen, ist unsere unbürokratische und schnelle Hilfe wichtig für die Menschen. Was gibt es Schöneres, was geht einem näher, als die Dankbarkeit, die uns vermittelt wird.


Was bleibt, ist die Zuversicht und Hoffnung, die wir nie aufgeben. Zuversicht und Hoffnung sind die Basis für unsere Arbeit. Aus ihnen entstehen Ziele und Aufgaben, denen wir uns aus Überzeugung stellen. Denn es geht um etwas, etwas extrem Wichtiges – unsere Zukunft. Grundlage dafür sind Gesundheit und Bildung. Dafür setzen wir uns, trotz der aktuellen schwierigen Zustände und Gegebenheiten, weiterhin ein.



Vielen lieben Dank an Alle, die unser Kinderhilfsprojekt unterstützen!

Ihnen allen wünschen wir ein besinnliches, zufriedenes, friedliches und gesundes Weihnachtsfest und alles erdenklich Gute für das Neue Jahr.

Uns allen ein frohes neues Jahr, von dem wir am Ende hoffentlich sagen werden:

Wir zusammen haben erneut viel bewegen und bewirken dürfen.



Mike Alsdorf Kathleen Richter Kus Hardiyanto

Vorsitzender Leitung Außenstelle Leitung Außenstelle

Duisburg/NRW Banyumas/Indonesien


Kinderhilfe Indonesien e.V.

www.kinderhilfe-indonesien.de


Elsterwerda, im Dezember 2020

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